Jabber als WhatsApp-Ersatz, Teil III: Xabber

Demnächst (Stand: 3.2.2014) läuft mein WhatsApp Abo aus.  Und ich habe derzeit nicht vor, das verlängern.

Nach eingehender Testphase habe ich nämlich nochmal den Jabber-Client gewechselt. Jetzt bin ich doch bei Xabber gelandet, ein Client, den offenbar auch mehrere Kommentatoren meines letzten Artikels u.a. bei Twitter schon damals benutzten. (Und hier Teil I der Geschichte.) Leider gibt es ihn allerdings offenbar nicht für iOS.

Xabber hat gegenüber ChatSecure ein paar entscheidende Vorteile. Bei letztgenanntem kam es bisweilen vor, dass einzelne Nachrichten nicht zugestellt wurden, was mir seit dem Wechsel nicht mehr passiert ist. Darüber hinaus ist Xabbers Interface deutlich intuitiver, weil es ein relativ prominentes Hauptmenü gibt, das bekannten Messengern sehr ähnlich ist. Die allgemeinen Vorteile von Jabber gegenüber WhatsApp bleiben darüber hinaus bestehen:

  • Clients für Mobil- und Desktopgeräte vorhanden
  • Jabber-IDs sind einfacher zu merken als eine Telefonnummer und unabhängig von ihr (Beim Wechsel der Telefonnummer verliert man nicht alle Kontakte)
  • Vertrauenswürdige, weil dank freiem Quellcode überprüfbare Implementation von Verschlüsselung (anders als Threema & Co.)
  • Kein zentralisiertes Unternehmen (Wenn WhatsApp pleite geht, müssen wir uns alle neue Messenger suchen, und es gibt bei Jabber auch kein zentrales Abgreifen von Nutzerdaten)
  • Nutzung über mehrere Geräte hinweg (z.B. gleicher Account auf Telefon, Tablet und PC)
  • Dateiversand ohne die Limits von WhatsApp
  • Geräteunabhängige Kontaktlisten
  • Transports („Übersetzungen“) in andere Netzwerke, wie z.B. ICQ, MSN & Co, je nach Server

Wenn ich möchte, kann ich also Bianca, die ein wenig paranoid ist, eine sinnvoll mit OTR verschüsselte Nachricht schicken, und später ein Foto von der Kneipe, in der ich sitze, an mehrere Kollegen schicken, die da noch nie waren. Zurück daheim fällt mir die JID des neulich von Arbeitskollegen mitgebrachten Jens wieder ein, der mir seine Geschäftsidee unterbreiten wollte, der mir aber irgendwie zu windig erschien, um ihm meine Telefonnummer zu geben. Beim Hinzufügen erkenne ich ihn, weil er in seinem Jabberprofil seinen bürgerlichen Namen hinterlegt hat. Und meinem alten Kumpel, der noch nie in meiner neuen Wohnung war, beschreibe ich den Weg zu mir ganz komfortabel von der Desktoptastatur aus, was er in der Bahn auf seinem Telefon liest.

Speziell Xabber einzurichten ist überdies hochgradig einfach: Man lädt die App auf sein Telefon, und wird nach dem Starten gebeten, ein Konto einzutragen. Dies ist das einzige Hindernis: Man muss seinen Webbrowser öffnen und darin eine Webseite aufrufen, auf der man sich einen Benutzernamen und ein Passwort ausdenkt. (Nein! Doch! Oh!) Sich bei Facebook o.ä. zu registrieren, ist deutlich umständlicher. Wer außerdem z.B. bereits eine Google-Mailadresse hat, hat dort auch bereits einen Jabber- oder XMPP-Account und kann diese einfach benutzen. (Über Sinn und Unsinn, seine Kommunikation über Google abzuwickeln, um von WhatsApp wegzukommen, darf jeder selbst nachdenken)
Eine Liste von Jabberservern, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, gibt es u.a. hier.
Hat man diesen Prozess hinter sich, trägt man das erdachte nur noch in Xabber ein und los gehts. Ein neuer Account hat natürlich noch genau null Kontakte – wer will, der füge mich hinzu, am besten mit einem Hinweis auf diesen Artikel:
Aarkon@jabber.org

So, dann mal fröhliches Instantmessaging vom mobilen Endgerät aus! Endlich mit freier Software. 🙂

Update am 20.2.2014
Die Geschichte, dass Facebook WhatsApp kauft, spült mir ganz schön Traffic rein. Sowas! 🙂

10 Kommentare

    • aarkon

      Hm, ich sehe keinen Hinweis auf freien Quellcode. Dass der Kryptoalgorythmus sauber implementiert ist, müssen wir dem Hersteller also wieder glauben, genau wie bei Threema & Co. Genau das will man ja aber eigentlich nicht. Wie der Algorythmus selbst funktionieren soll, finde ich auf deren Webseite auch nirgends. Keine Nennung irgendeines Standards.

      In der Datenschutzbestimmung steht außerdem:
      „- Erfüllung der gesetzlichen Verpflichtungen: Das Unternehmen kann gesetzlich verpflichtet werden, die von den Nutzern erhobenen Daten im Rahmen gültiger Rechtswege offen zu legen. Diese Informationen können im Rahmen eines Rechtsweges ohne Zustimmung und Kenntnisnahme und ohne Vorankündigung offen gelegt werden.“

      Dazu sitzt das Unternehmen in Irland. Die App ist auch noch kostenlos, mit irgendwas verdienen die aber offensichtlich Geld, denn sonst wären die Server ja offline.

      Mein Fazit: Eher spooky, lieber nicht benutzen. (Oder wenn, dann zumindest nicht sicher fühlen)

  1. Pingback: ChatSecure: Ein Update zu Jabber statt Whatsapp | Aarkons Blog
  2. docloy

    Xabber läuft zwar stabiler. Allerdings bemängeln die WhatsApp leute in meinem Umfeld, dass man keine Bilder schicken kann…..

    Habe diese Funktion auch noch nicht gefunden und bin deshalb frisch zum ChatSecure Client gewechselt

  3. soniclandscapeinterventions

    ich habe bei xabber leider wieder das problem (deja vu, hatte ich mit pidgin auch eine zeitlang) dass trotz korrektem eintragen der benutzerdaten keine verbindung zustande kommt.. wahrscheinlich muss man an den ports etc. noch ein bisschen drehen.. das werde ich irgendwann hinbekommen, nur scheidet da schon wieder die massenkompatibilität aus… die meisten werden bei whattsapp und konsorten bleiben, schade wie das ist.. etwas wie threema als open source wäre fantastisch, da es einfach wie whattsapp ist und verschlüsselung anbietet…

  4. Elouin

    Ich habe auch sehr lange Xabber benutz und bin nun zu jTalk gewechselt, da man mit xabber keine dateien versenden kann und man seine Profileinstellungen auch nur in kleinstem ausmaße ändern kann. Mit ChatSecure hatte ich das Problem, das ich keinen MUCs beitreten konnte(Funktion zwar vorhanden, schien aber nicht zu funktionieren).

  5. Ernst

    An verschiedenen Stellen wird behauptet mit xabber könne man Bilder versenden. So auch in obigem Artikel.
    Mache loben gar den uneingeschränkten Dateiversand.

    Kann mal jemand schreiben wie das funktioniert?

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